Hochzeitsfotografie in Seoul
Ok, lange habe ich es vor mir hergeschoben, um genau zu sein, 3 Jahre.
Heute vor drei Jahren hatte ich die einmalige Gelegenheit eine echte Hochzeit in Südkorea zu fotografieren.
Eine Hochzeit, die ich nie vergessen werde. Ein kleiner Kulturschock.
Meine beste Freundin, Maria, begleitete mich auf dieses Abenteuer.
Ich bin nicht die große Blogschreiberin, leider. Denn ich finde meine Bilder sollten die Geschichte erzählen. Gern gebe ich aber eine kleine Zusammenfassung. Wobei kurz kann es kaum werden, denn es ist wirklich was ganz anderes, eine Hochzeit in Südkorea zu begleiten.
Nach einem 11h Flug von FFM nach Seoul sind wir mit einem Bus von Seoul nach Gongju gebracht wurden. Schon komisch erstmal in einer fremden Metropole die richtige Buslinie zu finden. Aber wir waren erfolgreich :-) Am Busbahnhof in Gongju erwartete uns unser Brautpaar. Irgendwie laufen die Uhren in Südkorea eher etwas langsamer, hatten wir das Gefühl. Denn nach der wirklich anstrengenden Anreise fuhr uns das Brautpaar von einem Punkt zum anderen und wir warteten und warteten. Eigentlich wollten wir nur ins Bett.
Endlich kamen wir in unserem Hotel an. Ein Hotel, ihr könnt es euch nicht vorstellen. Wir schliefen ganz typisch auf dem Boden. Wir mussten unser Häusl selber heizen. Wir hatten eine Fußbodenheizung und die mussten wir mit Feuer unter dem Haus selber anheizen. Es waren Minusgrade, denn auch im Februar ist es in Südkorea eisig kalt. Die Sonne sah man vor lauter Smog leider nur schlecht. Es wäre sicherlich etwas wärmer, aber der SMOG...
Am Abend lud uns unser Brautpaar zum leckeren koreanischen Essen ein. Noch nie zu vor aß ich koreanisch, was im Nachhinein ein echter Fauxpas ist. Denn die koreanische Küche ist einfach himmlisch. Man bereitet sich quasi am Tisch selbst das Essen zu. Man würzt und brät das Essen in Eigenregie.
Nach einer Nacht auf dem Boden und einem enormen Jetlag begann der nächste Tag.
In Korea ist es an sich nicht üblich, dass das Paar Hochzeitsbilder nach der Trauung macht. Das Paar präsentiert seine Hochzeitsbilder an dem Hochzeitstag selbst. Das bedeutet, das Brautpaar geht vor seinem großen Tag in ein Fotostudio, zieht geliehene Brautmode an und posiert noch gänzlich unverheiratet vor der Kamera. Und an dem großen Tag stehen überall fertige Hochzeitsbilder in der Location und die Gäste können die wunderschönen Bilder bewundern.
Für uns Deutsche machte unser Paar eine Ausnahme. Sie zogen ihre traditionelle Uniform an, den Hanbok. Ich liebe diese Bilder sehr. Ein wunderschönes Brautpaar inmitten einer wundervollen Landschaft. Der Nebel war das i_Tüpfelchen und ließen die Bilder noch mystischer erscheinen.
Ein leckeres, scharfes Mittagessen erwartete uns wieder in einer kleinen Gaststätte. Man muss wirklich sagen, Koreaner sind sehr gastfreundliche Menschen. Und nochmal, ich kann die koreanische Küche wirklich sehr empfehlen.
Am Nachmittag, als das Brautpaar seine geliehene Hanbok-Kleidung zurückgab, durften Maria und ich auch einmal in diese tolle Kleidung schlüpfen.
Danach zogen wir noch ein Weilchen durch Gongju, beobachteten die Menschen und wurden dann später bei der Brautmutter in ihrem Teeladen eingeladen. Ein nettes Fußbad und leckerer Tee und Gebäck luden zur Entspannung ein.
Am Abend ging es dann in die Hauptstadt, Seoul. Hier sollte dann am nächsten Tag die kirchliche Hochzeit von Yunmin und Jina stattfinden. Die Fahrt war ewig. Stau über Stau, über Stau. Schade, denn wir wollten eigentlich nochmal einen Tempel besuchen. Erst spät abends kamen wir in unser (diesmal sehr modernes) Hotel an. Ins Bett wollten wir noch nicht, also zogen wir noch einmal um die Häuser. Unser Begleiter aufgrund des Smogs waren übrigens unsere FFP2 Masken. Wer hätte geahnt, das sie auch in Deutschland ein Jahr später mal modern werden sollten.
Ein Abenteuer übrigens ist die U-Bahn in Seoul mit ihren Ticketschalter. Wir standen teilweise da, wie die Kuh, wenn es donnert. Wie oft wir in die verkehrte Richtung fuhren oder dann doch zu Lineclimber wurden, weil das Ticket mal wieder nicht funktionierte...
Am nächsten Tag war es nun so weit. Der Hochzeitstag. Wenn ich mich recht erinnere, sollten wir so gegen 13 Uhr im Friseursalon erscheinen. Also hatten wir noch genügend Zeit, den bekannten Buddha-Tempel zu besuchen.
Ich bin immer noch mega stolz auf uns Beide, wie wir uns in dieser Millionenstadt, mit KAKAO_Map zu Recht gefunden haben und wir überpünktlich bei dem Friseursalon angekommen sind.
Getting Ready
So einen Riesen Friseursalon habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Und unzählige Bräute und Bräutigame, die hier im Sekundentakt fertig gemacht werden. Wirklich unglaublich. Aber seht selbst:
The Brideroom
Eine Stunde vor der Trauung ist es die Aufgabe des Fotografen, in einem gesonderten Raum, die Braut mit allen Gästen einzeln zu fotografieren, die gern ein Foto mit der Braut haben möchten. Schon nach dieser Stunde schmerzte mein Zeigefinger, weil ich unzählige Familienkonstellationen fotografieren musste. Maria fotografierte derweilen die Gäste im Vorraum und beobachtete, wie zwei Gesandte der Familien an einem Tisch saßen und das 'Eintrittsgeld' der Gäste kontrollierte. In Südkorea ist festgelegt, wie viel jeder Gast dem Brautpaar Geld schenkt. Natürlich abhängig von seinem Beruf und Alter. Die nicht so viel 'bezahlen' können direkt zum Essen gehen, die Anderen mit dem genügenden 'Etwas' dürfen der Trauzeremonie beiwohnen.
Die Trauung
Yunmin und Jina sind Katholiken. Und deshalb war es eine katholische Trauung, in einem modernen Saal. Es war keine Kirche, sondern der Trausaal befand sich mitten in Seoul über einem Einkaufsmarkt. Ratlos standen wir vor dem Eingang, wo uns das Taxi heraus ließ und sagte: Sie sind da. Aber wo? Hier ist doch nur ein Einkaufsmarkt. Gott sei Dank sahen wir gutbekleidete Koreaner, die sich an einem Fahrstuhl anstellten und wohl zu einer Hochzeit wollten.
Man muss sich eine koreanische Hochzeit so vorstellen: Alles ist minütlich getaktet. Es wird nichts dem Zufall überlassen. So konnte ich auch kaum einen Fehler machen, denn ich bekam einen Zettel, auf dem genau da stand, was wann zu welchem Zeitpunkt stattfindet.
Ein Moderator kommentierte die Zeremonie. Man fühlte sich eher wie in einer Fernsehsendung, als auf einer Hochzeit. Zuerst betraten die Mütter des Brautpaares den Saal unter tosendem Applaus, dann folgte der Bräutigam und zu guter letzt die Braut in Begleitung des Vaters. Ein Pastor traute das Paar. An sich verlief die Zeremonie ähnlich der Deutschen. Nach dem Ja-sagen verneigt sich das Brautpaar vor seinen Eltern. Danach wird ein Selphy über einen Selphystab fotografiert. Im Vordergrund das Brautpaar und die rund 100 Gäste formen mit ihren Armen ein Herz.
Dann wird der Brautstrauß geworfen. Es steht schon im Vorhinein fest, welche die nächste Braut sein wird. Zweimal wiederholten wir den Brautstraußwurf, um das schönste und perfekteste Foto zu bekommen.
Ein Gruppenfoto mit all den Gästen durfte natürlich auch nicht fehlen. Das war schon eine kleine Herausforderung.
Anschließend zieht das Paar wieder mit tosendem Applaus aus dem Saal und geht zum Essen. Und das war es dann wirklich. Mit dem Abendessen war die Hochzeit vorbei. Kein DJ, kein Hochzeitstanz, keine Feier. Das wichtigste für die Koreaner an diesem Tag, ist das Essen. Und somit endete auch für uns ein wirklich aufregender und anstrengender Tag. Ein Tag, den wir Beide nie vergessen werden und wo wir uns heute noch gern darüber unterhalten. Wer kann schon behaupten, als kleine dt. Hochzeitsfotografin eine Hochzeit in Korea zu fotografieren? Ich bin sehr dankbar für diese wunderbare Gelegenheit. Über eine Wiederholung würde ich mich natürlich sehr freuen. Am nächsten Tag ging es dann mit dem A380 wieder zurück nach Hause.
Jetzt ist mein Blog ja doch ganz schön lang geworden. Sorryyyy!!! Aber wie soll man sich auch kürzer halten, wenn man doch so viel erlebt hat? :-D
Über Kommentare freue ich mich sehr.
Liebste Grüße
eure Juli
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